Dunkel Dreckig

Reudnitz

Der etwas andere Stadtteilblog.

Mein Hypezig lob ich mir



Ich dachte es wäre vorbei. Endgültig. Hypezig! Dieser verdammte Leipzig Hype. Ich bin ja der Letzte, der in den Demos von PEGIDA und LEGIDA etwas gutes sieht, aber die Welle an rosaroten Leipzigreportagen haben sie abgewürgt. Es war nicht alles schlecht.

Am Anfang war das ja noch ganz putzig. Als Leipziger fühlte man sich einfach gebauchpinselt, wenn große Zeitungen über den "besonderen Spirit in diser Stadt" geschrieben haben. Nach dem fünften Artikel im selben Tenor war der Spaß allerdings vorbei. Steigende Mieten und überfüllte Straßenbahnen sorgten für Katerstimmung. Auf einmal gab es nicht mehr Leipziger und neue Leipziger, die von woanders dazugkommen sind. Jetzt gibt es Leipziger und Zugezogene. Das kannte ich nur aus Berlin. Anscheinend ist das neue Berlin doch nicht besser. Aber ich schweife ab. Mir ging es doch eigentlich um die Hypezig-Artikel, nicht um die Wachstumsschmerzen von Klein Paris. 

Es ist schon ein paar Tage her, da spülte es die Anzeige einer Immobilienfirma in meine Timeline. Und da war es wieder. Hypezig - aber auf Crack. Es handelt sich um die Homepage für das Basecamp Leipzig. Das entsteht gerade zwischen Sterburgbrauerrei und Prager Straße. Beste Lage. I mean Bundesstraßßenlärm UND Brauerreiduft? Sign me up! Allerdings wird es dort etwas anders beschrieben:

BaseCamp Leipzig liegt im Herzen der Stadt und nahe der berühmten Leipziger Universität,[...]. Und vom BaseCamp Leipzig aus bist du immer in der Nähe des pulsierenden Stadtzentrums und der Einkaufsstraßen.

Versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Hood. Aber wer diese Ecke allen ernstes als "im Herzen der Stadt" bezeichnet, hat den Schuss nicht gehört. Und es wird noch besser. Viel besser.


Leipzig ist eine sehr alte und sehr schöne Stadt mit einer fantastischen historischen Architektur. Gleichzeitig wird Leipzig als Hipster-Stadt Europas bezeichnet und ist die am schnellsten wachsende Stadt Deutschlands.

Wer? Wer bezeichnet Leipzig als Hipster-Stadt Europas?

Wegen seines coolen Stadtzentrums und seiner kreativen Szene mit vielen Start-ups wird es oft als „Hypezig“ bezeichnet.

Nein. Der begriff Hypezig bezeichnet den Blick durch die rosarote Brille von Außen auf die Stadt. Dass jetzt ein paar Immobilienheinis den Begriff gekapert haben, lässt den Schöpfer André Herrmann im Grab rotieren. Zugegeben, er liegt noch nicht im Grab. Aber bei seinem gesunden Lebenswandel kann es nicht mehr lange dauern.

Es ist perfekt für Studierende, die auch in einem brandneuen, modernen BaseCamp mitten im Zentrum eine aufregende und lebendige Umgebung haben wollen. 

Wie gesagt, nicht im Zentrum. Allerdings kann man den Verkehr auf der Prager Straße durchaus als aufregend und lebendig bezeichnen. 

Leipzig ist der neue kulturelle Hotspot Deutschlands, aber die Stadt ist immer noch ein verstecktes Juwel, weniger touristisch und noch nicht so bekannt.

Ist Leipzig nun ein Hotspot oder ein verstecktes Juwel?

Die Stadt vermittelt dieses gewisse Feeling von Berlin, Paris und Rom, ohne die Nachteile einer größeren Stadt.

Aaah, classic neues Berlin. Ich hoffe mit "Nachteile einer größeren Stadt" meinen die nicht den Verkehrslärm. Davon gibt es am Basecamp nämlich genug.

Leipzig hat auch mehr Brücken als Venedig und ein Netz von Kanälen und Flüssen, so dass man mit dem Boot durch die Stadt fahren kann.

Jede Stadt hat mehr Brücken als Venedig. Das liegt daran, dass Venedig ziemlich klein ist.

Die Stadt ist aufregend, schön, modern, lokal, jung und erschwinglich. Architekturwunder, hervorragende Kunst, Geschäfte, Restaurants, Cafés und Clubs machen Leipzig zu einer der dynamischsten und attraktivsten Städte Deutschlands – auch für Studierende.

So viel Lob auf einmal. Es ist natürlich Schade um die vielen Clubs, die wegen des Immobilienbooms zumachen müssen. Aber ich verstehe natürlich, dass eine Immobilienfirma ungern darüber schreibt.

Und es gibt noch weitere Vorteile: Die Lebenshaltungskosten in Leipzig sind niedriger als in anderen deutschen Metropolen, was die Stadt für Studierende zum Leben attraktiver macht. Was kann man daran nicht mögen?

Wahrscheinlich die geringen Verdienstmöglichkeiten, welche die Lebenshaltungskosten dann doch nicht mehr so niedrig erscheinen lassen. Aber hey, Papa wird schon zahlen. An eine andere Zielgruppe können sich diese Apartments auch nicht richten. Wer würde sonst so viel Geld für Luxus-Studentenwohnungen ausgeben? Der MDR hat über diese Art Studentenbuden übrigens auch einen Beitrag gebracht.





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Hi, ich bin Martin von Dunkel. Dreckig. Reudnitz. Seit ein paar Jahren lebe ich schon in diesem ganz besonderen Stadtteil. Warum also nicht darüber schreiben?

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