Dunkel Dreckig

Reudnitz

Der etwas andere Stadtteilblog.

Ist das noch Gentrifizierung? Wenn aus Kneipen Schulen werden.


Da hab ich mich gerade so mit dem Gedanken abgefunden, dass es das 4rooms nicht mehr gibt, kommt der nächste Paukenschlag: Aus dem Gebäude werden nicht etwa teure Eigentumswohnungen, sondern eine Oberschule. Was für ein Twist!

10,3 Millionen Euro legt die Stadt für das Schraderhaus auf den Tisch. Das macht es zur bisher größten Einzelinvestition des Liegenschaftsamts. In den kommenden fünf Jahren soll das Gebäude zu einer Oberschule für 840 Schüler ausgebaut werden. Das ist auch bitter nötig, denn die gegenüberliegende 125. Schule platzt aus allen Nähten.

Die Gerüchteküche brodelt

 

„Wer ist eigentlich dieser private Investor der 1 1/2 Jahre bevor für die Öffentlichkeit klar wird, dass die Stadt Millionen für das Haus ausgeben möchte das Objekt übernimmt (als erstes das 4rooms raus schmeißt) und direkt weiterverkauft? - das wäre doch mal interessant!
Schön ist das natürlich für die Stadt, nicht selbst für die Schließung des 4rooms verantwortlich zu sein
Top Vorgang! Alles richtig gemacht!“

Ich weiß auch nicht wer dieser mysteriöse Investor ist. Es muss sich aber um einen Hellseher handeln. Auch wenn ich es hasse irgendwo anzurufen, habe ich es in diesem Fall getan und mit dem Dezernat für Wirtschaft und Arbeit telefoniert. Dort hat man mir verraten, dass seit zwei Monaten über den Kauf des Gebäudes verhandelt wird. Da war das 4rooms schon Geschichte.

Gibt es jetzt wieder Hoffnung für das 4rooms?


Auf meine Frage, ob man das 4rooms nicht einfach im Keller weiterbetreiben könne, reagierte man am anderen Ende der Leitung mit entsetzen. Geht nicht, weil ist nicht. Man könne doch in einer Schule keine Kneipe betreiben. Und überhaupt! Nein, das geht nicht.

Zugegeben, ich habe mit keiner anderen Antwort  gerechnet. Ich finde es aber trotzdem Schade. Eigentlich gibt es doch kaum Lokalitäten, die besser zueinander passen. Es gibt keine Überschneidung bei den Öffnungszeiten und die Schule wird doch sicherlich keine Klassenzimmer in den Keller bauen wollen. Man kommt sich also nicht in die Quere. In einer rasant wachsenden Stadt wie Leipzig, muss man sich endlich mal ernsthaft Gedanken darüber machen, wie wir so viel Nutzung wie möglich, auf den wenigen verfügbaren Flächen rausholen können.

Ich verstehe natürlich, dass es möglicherweise Gesetze gibt, die den Alkoholausschank in Schulgebäuden verbietet. Mir geht es hier ja auch nicht darum, Frühschoppen im Lehrplan aufzunehmen. Das 4rooms war ein Ort kultureller Vielfalt. Es gab Konzerte, Bandwettbewerbe, ein Quiz und Parties. Das Viertel hat hier getanzt, gezecht und gelacht. Diesen Ort gibt es jetzt nicht mehr. Bis jetzt hat sich noch kein Ersatz gefunden und es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass sich in der Umgebung eine Alternative finden lässt.

Die Grünen im Stadtbezirksbeirat Südost (um konkreter zu werden: Stefanie Gruner und ich) fordern deshalb, dass die Stadtverwaltung sich ernsthaft Gedanken darüber macht, den Keller des Schraderhauses als öffentlichen Ort der Kultur zu erhalten. Nicht unbedingt als Kneipe, aber als Ort für Konzerte, Lesungen und ähnliches. Man kann ja auch ohne Alkohol Spaß haben.
Hab ich zumindest so gehört.

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Hi, ich bin Martin von Dunkel. Dreckig. Reudnitz. Seit ein paar Jahren lebe ich schon in diesem ganz besonderen Stadtteil. Warum also nicht darüber schreiben?

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